Am Ende erlebt der Einzelhandel ein Jahr der Extreme. Insgesamt steigert der Einzelhandel laut des Statistischen Bundesamtes in 2020 die Umsätze um +3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Darin enthalten sind auch die Umsätze vom Online-Handel, die um rund ein Viertel auf 72 Milliarden € gesteigert werden konnten. Durch die Corona-bedingten Schließungen hingegen wurden viele Händler unverschuldet an den Rand der Insolvenz gebracht. So hat z.B. der Einzelhandel mit Bekleidung, Schuhen, Textilien und Lederwaren ein Minus beim Umsatz im letzten Jahr von durchschnittlich -23 Prozent verkraften müssen.

Daher verliert Corona-bedingt der Einzelhandel in OWL 447 Mio. € an Einzelhandelsumsatz. Der Einzelhandel ist gespalten und teilt sich in drei Gruppen auf.

Die größten Verlierer sind die Händler, die sowohl im Frühjahr 2020 wochenlang die Geschäfte zwangsschließen mussten und dann erneut wegen Schließung um das überlebenswichtige Weihnachtsgeschäft gebracht wurden. Das betrifft im Wesentlichen die Händler in Innenstadt-Lagen u.a. mit den Sortimenten Textil, Schuhe, Spielwaren, Uhren & Schmuck. Diesen OWL-Händlern fehlten in 2020 rund 850 Mio. € Umsatz in der Kasse!

Trotz Zwangsschließungen sind hingegen u.a. der Möbelhandel, Elektrohandel, Bau- und Gartenmärkte mehr als passabel durch das Corona-Krisen-Jahr 2020 gekommen und konnten die Umsatzzahlen halten bzw. teilweise sogar leicht zulegen oder wie der Zweiradhandel sogar erheblich zulegen.

Auf der Sonnenseite befinden sich der Lebensmittelhandel, der nicht nur eine gute Umsatzentwicklung im Foodbereich, sondern insbesondere auch mit den Nebensortimenten hatte. Gleiches gilt auch für die Drogeriemärkte, die ebenfalls deutliche Umsatzzuwächse von mehreren hundert Millionen € in OWL erzielen konnten. Corona führt aber auch zu deutlichen Verschiebungen von Marktanteilen hin zum Onlinehandel, die von der Situation am Stärksten profitieren und über 20 % an Umsatz zulegen konnten.

Summa summarum erzielt der Einzelhandel OWL im engeren Sinne inkl. der Online-Umsätze unserer örtlichen Händler, allerdings ohne die Online-Umsätze der Internationalen und bundesweiten Globalplayer (wie z.B. Amazon, Otto, Zalando und Co.) einen Jahresumsatz von 10,7 Milliarden €. Die Umsatzzuwächse auf der einen Seite, können die negative Entwicklung insbesondere beim Innenstadt-Einzelhandel nicht wettmachen. Trotz zum Teil deutlicher Steigerungen beim Umsatz der Großfilialisten im Lebensmittelhandel und den Drogeriemärkten, bleibt es bei einer negativen Entwicklung von -447 Mio. Mio. € Umsatzverlust in OWL.

Insgesamt ist die Situation für die Innenstadt-Lagen zum Teil als dramatisch zu bezeichnen. In Summe und vom Anteil verlieren die beiden Oberzentren Bielefeld/Paderborn deutlich mehr Umsatz als die kleineren Mittelzentrum bzw. Grundzentren. Die Oberzentren erzielen 1/3 der Umsätze mit Kunden aus dem Umland. Wie schon immer zieht es die Menschen hin zum nächst größeren Markt und damit hin zur nächst größeren Stadt mit dem größeren Angebot.

In Corona-Zeiten hingegen unterlassen viele Kunden aus Furcht vor Ansteckung diese kurzen Ausflüge. Zu Unrecht wie mittlerweile von einer Vielzahl von Untersuchen bestätigt. Zuletzt hatten auch Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts und eine aktuelle Studie der TU Berlin gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für Ansteckungen im Einzelhandel eher niedrig ist.

Der Einzelhandel ist nachweislich kein Treiber der Pandemie. Zuvor hatte bereits eine Studie der Berufsgenossenschaft für Handel und Warenlogistik sowie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin deutlich gemacht, dass auch für die Beschäftigten im Handel kein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.

Insgesamt kommen auch nach einem Jahr Pandemie digitale Techniken viel zu wenig zum Einsatz. Die Corona-Warn-App 2.0 kommt viel zu spät. Hingegen greifen die Hygienekonzepte im Handel von Anfang an!

Angesichts der Tatsache, dass vom Einzelhandel nachweislich keine erhöhte Infektionsgefährdung ausgeht, sind die im Gesetzentwurf des neuen Infektionsschutzgesetzes vorgesehenen zusätzlichen Beschränkungen des Einzelhandels völlig unverhältnismäßig und unter dem Gesichtspunkt der Pandemiebekämpfung auch nicht zielführend.

 

Hingegen gibt es fertig ausgearbeitete Öffnungsstrategien in Stufen, die der Bundesregierung bis hin zu allen Mitgliedern des Bundestages vorliegen. Alle Links und Informationen zu diesem Themenblock unter:

https://einzelhandel.de/presse/aktuellemeldungen/13283-infektionsschutzgesetz-hde-warnt-in-brief-an-alle-bundestagsabgeordneten-vor-verschaerfungen-fuer-den-einzelhandel

https://www.bghw.de/ueber-uns/presse/studie-zu-corona-risiko-im-einzelhandel

https://www.tu.berlin/nachrichtendetails/private-besuche-treiben-das-infektionsgeschehen/

ControlCOVID-Strategie und Handreichung des Robert Koch-Instituts;

 

Presseinfo – zum Download

Charts – zum Download

 

Im Bedarfsfall steht Ihnen Herr Beyer unter Tel. (0521) 9 65 10 12 oder j.beyer@handelsverband-owl.de  zur Verfügung.